Diabetes und Ich

Diabetes ist der Auslöser für viele weitere Beschwerden. Wie er bei mir entstanden ist kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Falsche Ernährungsgewohnheiten? Vererbte Gene, die im Körper verrückt spielen? Mein „Karma“, wie unter der Rubrik „Mein Krebs und Ich“ beschrieben? Ich weiß es nicht. Aber die „Erkrankung“ an Diabetes ist nun schon seit vielen Jahren da und ich muss mein Leben danach einrichten. So wie Millionen andere Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt. Ich muss allerdings gestehen, dass ich gerne auf diese Erkrankung verzichtet hätte, denn ich esse gerne und gut, aber mit essen was dir schmeckt ist das so eine Sache. Vieles ist nicht erlaubt. Aber dazu später mehr.

Diabetes ist eine schleichende, mehr oder weniger unsichtbare Erkrankung?Ganz so ist es nicht. Du siehst es kommen, willst es aber nicht sehen. Du siehst es, denn Du nimmst erst einmal rapide ab. Langsam zwar, fast unmerklich, aber dann doch erkennbar: die Hose sitzt auf einmal locker. Toll, abgenommen? Ja, aber leider nicht auf die gesunde Art und Weise. Du riechst es auch, denn Dein Atem hat einen unangenehmen Geruch: Diabetes hat Dich erwischt und das mit voller Wucht. Zum ersten mal erfahre ich etwas von einem Zuckerwert. Was für ein Zuckerwert? Über 400 sagt der Arzt. Und ich verstehe nicht was er damit meint. Er gibt mir zu verstehen, dass Diabetes gefährlich ist, denn Du spürst nichts. Kein Schmerz, kein Nichts. Es ist einfach da und bedroht ab sofort Deine Gesundheit und Dein weiteres Leben. Diabetischer Fuß ist so eine Schreckensmeldung. Amputation von Fuß oder Bein? Mir fällt vor Schreck der Mund zu. Das hätte es nun wirklich nicht gebraucht. Aber so schlimm ist es dann doch nicht gekommen. Alles geht viel langsamer voran, sozusagen schleichend. Und es hilft nur eiserne Disziplin. Zum einen bei der Ernährung, zum anderen bei der körperlichen Bewegung und damit meine ich nicht den Bierkrug vom Tisch zum Mund führen und wieder zurück.

Zu erst einmal gibt es eine umfangreiche Ernährungsberatung. Was geht und was weniger und was gar nicht. Letztlich weiß fast jeder selbst, dass zuckerhaltige Cola eben ein Zuckerwasser ist und damit völlig schlecht für einen angehenden Diabetiker. Gemüse wird gepredigt, der Verzicht auf zu viel Brot und wenn, dann nur Vollkornbrot. Aber das wusste ich ohnehin schon alles. Nudeln? Nicht gut! Und wenn, dann am besten wieder Vollkorn und in kleinen Mengen. Haferflocken sind ideal. Als warmes Porridge oder als leckeres Müsli mit Nüssen. Aber auch hier gilt wieder: die Menge machts. Letztlich muss jeder selber sein Essen so zusammenstellen, dass seine Zuckerwerte im gewünschten Rahmen bleiben und ein niedriger Langzeitzuckerwert gehalten werden kann. Das ist aber alles nicht so leicht. Jeder hat seinen eigen persönlichen Zuckerwert, bei dem er sich wohl fühlt. Am besten fühle ich mich bei einem Zuckerwert von 120 und einem Langzeitwert von 6,5. Aber ich denke, dass diese Werte bei jedem anders eingestellt werden müssen. Aber so als Größenordnung ist es wohl in Ordnung. Am gefährlichsten ist der Unterzucker, wenn das Messgerät rot aufleuchtet. Wer Diabetes hat, der kennt diese Gefahr und hat immer einen Traubenzucker unterwegs dabei. Denn bei Unterzucker besteht die Gefahr, einfach umzukippen, bewusstlos zu werden. Jeder der Diabetes hat kennt das Gefühl, wenn der Unterzucker beginnt. Die Konzentration lässt spürbar nach. Die Koordination der Bewegungen ebenfalls. Wenn kein Traubenzucker in der Nähe ist, dann kann diese Situation bis zum Tod führen. Es helfen aber auch süße Säfte oder ein Stück Schokolade. Alles ist besser als dieser Unterzucker. Manchmal merke ich dann, dass ich übertreibe und allerlei Süßes in mich hineinstopfe. Als Ergebnis habe ich dann einen „Überzucker“. Das ist dann auch wieder nicht gut und es muss gegengesteuert werden und Zugabe von Insulin. Dann dauert es ein Weilchen, bis sich der Zuckerwert auf einen normalen Wert eingependelt hat. Und dann passt es wieder.

Damit lebe ich nun schon viele Jahre lang. Aber wie gesagt, ich hätte gerne darauf verzichtet.

Die Weihnachtszeit ist allerdings die mit Abstand schlechteste Zeit für einen Diabetiker. Es ist die Zeit der Leckereien. Plätzchen werden gebacken und duften so verführerisch, dass es kaum möglich ist, daran vorbei zu gehen. Was also tun? Disziplin? Ja und nein. Es gibt viele Plätzchen und Naschereien, die auch ohne viel oder ganz ohne Zucker auskommen. Meine Frau hat da so ihre Tricks bzw. Ersatzstoffe gefunden. Viel geht mit Haferflocken oder Mandeln. Und es schmeckt trotzdem lecker und weihnachtlich. Und ab und zu darf es auch eine Sünde sein. Dann wird eben etwas mehr Insulin gespritzt (ich hoffe, mein Arzt liest nicht mit). Aber in der Weihnachtszeit sollte man nicht „päpstlicher als der Papst sein“. Nur Verzicht ist auch nicht erforderlich und ist meines Erachtens auch nicht sinnvoll! Und ein Glas Bier zur knusprig brauen Ente habe ich auch überlebt. Gut, dass es Insulin zum Feinjustieren der Zuckerwerte gibt.